Aufmaßerstellung im Baunebengewerbe –
Flexibilität ist das Maß aller Dinge

Neben den klassischen Stundenzetteln sind die Aufmaßblätter das wichtigste Dokumentationsmittel zwischen einer Baustelle und der kaufmännischen Seite eines Handwerksbetriebes. Egal, ob sich für die handschriftliche oder digitale Erfassung entschieden wurde: Wichtig ist, dass die Belege schnell ins Büro kommen und komfortabel erfasst werden können. Anderenfalls bilden Sie den Flaschenhals bei der Rechnungsstellung oder sind im schlimmeren Fall für reale Verluste verantwortlich.

Wo Privatpersonen beim Stichwort „Aufmaß“ das klassische Ausmessen als Planungsgrundlage im Sinn haben, sieht der Handwerker ein wichtiges Bindeglied zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer, zwischen Baustelle und Büro. Sei es das Planungsaufmaß mit dem Architekten oder Bauleiter oder das Aufmaß als Vorbereitung auf die Abrechnung: Betriebe, die hier eine gute Figur machen, stellen ihre Auftraggeber zufrieden und minimieren die Verluste, die ohne professionelles Aufmaß irgendwo zwischen Einkauf und Abrechnung entstehen und die Rentabilität eines Projektes gefährden können.

Nach § 2 Nr. 2 der Allgemeinen Vertragsbedingungen für die Ausführung von Bauleistungen (VOB/B) erfüllt das Aufmaß zwei wichtige Aufgaben innerhalb eines Bauprojektes:

  • Als Basisdokument bildet es die Grundlage für alle anstehenden und vereinbarten Arbeiten, verwendete Massen und zu erbringende Leistungen.
  • Als Dokumentation der tatsächlich verarbeiteten Massen ist es die Grundlage der Vergütung.

Die VOB sieht darüber hinaus vor, dass das Aufmaß vor Ort in Anwesenheit von Auftraggeber und Auftragnehmer durchgeführt wird. Um in einem solchen Prozedere Diskussionen vorzubeugen, kann ein ausführlich vorbereitetes Aufmaßblatt auftauchende Fragen beantworten und die Durchführung der Massenermittlung deutlich erleichtern.

Umsetzung in der EDV

Eine kaufmännische Handwerkersoftware, die über eine vollintegrierte Projektkalkulation und -bearbeitung verfügt, erstellt Aufmaßblätter aus den ihr bekannten Daten des Leistungsverzeichnisses. Diese Unterlagen können sich je nach Software in ihrem Umfang und Informationsgehalt deutlich unterscheiden. Idealerweise beinhaltet ein Aufmaßblatt, egal ob es manuell oder digital vor Ort ausgefüllt wird, alle innerhalb des Projektes verwendeten und auf das Projekt gebuchten Materialien und deren Bestände auf der Baustelle.

In welcher hierarchischen Ordnung diese Materialien angezeigt werden, hängt von den Anforderungen des Bauträgers oder vom Typ der Baustelle ab. Handelt es sich um Ein- oder Mehrfamilienhäuser, Hotels oder ähnliches, so ist eine Aufteilung nach Etagen und Räumen sinnvoll. Bei großen Industriehallen können eher Bauabschnitte oder Materialgruppen für ein komfortables Aufmaß zusammengefasst werden. Die eingesetzte Branchenlösung sollte auch an diesem Punkt entsprechend flexibel sein.

Flexibilität ist der Schlüssel

Flexibilität ist auch für die grundsätzliche Darstellung des Aufmaßes gefragt. Einige Bauträger akzeptieren nur horizontal angelegte Aufmaßblätter, andere bevorzugen vertikale. Im Idealfall lässt sich diese Darstellung auch während der Projektlaufzeit jederzeit flexibel hin- und herschalten.

Betriebe, deren Monteure bereits mit EDV-Lösungen zur Auftragsabwicklung arbeiten und mit ihren Tablet vor Ort sind, können ihren Mitarbeitern das aufbereitete Aufmaßblatt auch digital bereitstellen. Die ERP-Branchensoftware Streit V.1 der Streit Datentechnik GmbH setzt zu diesem Zweck beispielsweise auf Excel. Aus der Hauptanwendung wird das fertig eingerichtete Aufmaßblatt in eine intelligente Excel-Liste exportiert. Diese ruft der Monteur auf seinem Mobilgerät auf und füllt sie direkt aus. Anschließend kann das fertige Aufmaß an die Hauptanwendung zurückgegeben und von ihr importiert werden. Entsprechend reibungslos funktioniert der Datenfluss. Eine saubere Kommunikation zwischen Baustelle und Büro ist gewährleistet.

Standardformate für Im- und Export

Export und Import von Aufmaßdaten über proprietäre Schnittstellen sind allerdings nur die halbe Miete. Standards für den Datenaustausch wie sie vom Gemeinsamen Ausschuss Elektronik im Bauwesen (GAEB) vorgegeben werden, sollten von kaufmännischen Software-Lösungen ebenfalls unterstützt werden. Sie regeln den Datenaustausch zwischen den Systemen ausschreibender Behörden, von Bauträgern, Architekten und der ausführenden Betriebe. Derzeit am häufigsten im Einsatz im Zusammenhang mit Aufmaßdaten ist die Schnittstelle DA11. Auch die österreichische ÖNORM und der schweizerische SIA schreiben klare Schnittstellen für die Übertragung von Aufmaßdaten vor.

Die digitale Erfassung und Pflege von Aufmaßen hat neben der schnelleren Rechnungsstellung einen weiteren wichtigen Vorteil: Das kontinuierliche Nachfassen der verbrauchten Massen zeigt klar, was verbraucht wurde und wie es um die Rentabilität des Projektes steht. Werden größere Materialmengen benötigt als bisher geplant, kann sofort eingegriffen und gegebenenfalls nachverhandelt werden.

Fazit

Das digitale Aufmaß verkürzt Wege und verschafft, wie die digitale Zeiterfassung, eine tagesaktuelle, transparente Auswertungsmöglichkeit für Projekte und Aufträge. Je flexibler die Erstellung und je vielfältiger die Wege, auf denen ein Aufmaß erstellt werden kann, desto höher ist die Akzeptanz bei Mitarbeitern und Kunden.

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