4-Tage-Woche im Handwerk – Umsetzung und
Erfolgsgeschichten!

Die Diskussion um die 4-Tage-Woche in Deutschland zeigt ein zunehmendes Interesse an flexibleren Arbeitszeitmodellen, auch im Handwerk. Diese Umstellung bietet nicht nur die Chance, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sondern auch die Arbeitszufriedenheit und die Produktivität zu steigern. In der Praxis erfordert sie jedoch eine sorgfältige Planung und Anpassung an spezifische Bedingungen.

Was bedeutet 4-Tage-Woche?

Die Diskussion rund um die 4-Tage-Woche hält derzeit Deutschland in Atem. Dabei geht es bei Weitem nicht nur um die Handwerksbranche, denn alle Arbeitnehmer wünschen sich gewissermaßen, nur noch vier Tage die Woche arbeiten zu müssen. Ob sich Deutschland diese verkürzte Woche aber in Zeiten von fehlenden Arbeitskräften überhaupt „leisten“ kann, wird ebenso intensiv diskutiert. Die Frage ist auch, was es tatsächlich realistisch bringt, wenn Mitarbeiter vier statt fünf Tage arbeiten – sind sie wirklich produktiver? Erste Studien geben Hinweise.

Über 60 britische Unternehmen haben das 4-Tage-Modell im Rahmen einer Studie des Boston College und der Universität Cambridge bereits getestet und kamen offenbar zu dem statistischen Schluss, dass Mitarbeiter seltener fehlen, insgesamt motivierter und ausgeruhter sind. Es handelt sich um den weltweit größten Versuch für eine Studie, bei der etwa 2.900 Mitarbeiter betroffen waren. 56 von den insgesamt 61 Unternehmen haben nach dem Experiment beschlossen, die 4-Tage-Woche sogar beizubehalten.

Fakt ist aber natürlich, dass die Umsetzung einer 4-Tage-Woche vor allem für klassische Bürojobs leicht zu realisieren ist. Wie sieht es aber in anderen Branchen aus? Es fehlen schon jetzt an allen Ecken und Enden passende Auszubildende und generell Fachkräfte. Wenn jetzt noch weniger gearbeitet wird, dürfte sich die Situation weiter zuspitzen.

Auf den ersten Blick erscheint dieses Modell also recht unwahrscheinlich für das Handwerk. Der zweite Blick wiederum offenbart vor allem Chancen für Arbeitgeber. Gerade weil der Arbeitsmarkt so schwierig ist und Fachkräfte händeringend gesucht werden, sind Extras – wie auch die 4-Tage-Woche – eine Möglichkeit, sich von der Konkurrenz abzuheben.

Hierzu ein Rechenbeispiel, wie die 4-Tage-Woche im Handwerk realisiert werden könnte:

  • Reguläre Arbeitswoche: 5 Tage mit 40 Stunden (8 Stunden Arbeit + 1 Stunde Pause)
  • 4-Tage-Woche: 4 Tage mit 37 Stunden (9,25 Stunden Arbeit + 45 Minuten Pause)
  • 4-Tage-Woche: 4 Tage mit 40 Stunden (10 Stunden Arbeit (§ 3 ArbZG))

Eine geringfügig längere Arbeitszeit und minimal kürzere Pause würden also schon reichen, um am Ende fast die gleichen Stunden mit der gleichen Anzahl Mitarbeiter zu realisieren. Am Gehalt sollte sich hingegen nichts ändern, denn die Arbeitszeit wird im allgemeinen auf vier Tage verteilt.

Wann kommt die 4-Tage-Woche in Deutschland?

Pilotprojekte zur 4-Tage-Woche gibt es bereits in einigen Ländern, beispielsweise im eben erwähnten Großbritannien, aber auch in den USA oder in Irland. In Deutschland soll es derzeit ebenfalls Tests geben. 50 Firmen aus unterschiedlichen Branchen testen das Modell mit vier Arbeitstagen bei gleichem Gehalt für genau sechs Monate (1. Februar bis 30. Juli 2024). Nach dieser Testphase wertet die Universität Münster die Daten wissenschaftlich aus. Begleitet wird diese Pilotstudie in Deutschland von der 4-Day-Week-Global-Initiative.

Unabhängig davon, dass es schon viele Umfragen gibt, die klar belegen, dass Arbeitnehmer die 4-Tage-Woche in nahezu allen Branchen bevorzugen würden, gibt es noch keine gesetzliche Grundlage. Arbeitgeber sind nicht verpflichtet, die 4-Tage-Woche anzubieten. Umgekehrt können Arbeitnehmer auch nicht einfach so in eine 4-Tage-Woche „gezwungen“ werden, wenn sie es nicht möchten. Hierfür wäre seitens des Arbeitgebers eine Änderungskündigung nötig.

Ist die 4-Tage-Woche im Handwerk realistisch?

Für viele Branchen und vor allem in Bürojobs dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, ehe sich einige Firmen entschließen, die 4-Tage-Woche als festes Modell anzubieten. Die Frage ist aber, wie realistisch das tatsächlich auch im Handwerk wäre. Wie schon erwähnt gäbe es durchaus Möglichkeiten, so etwas auch in der Handwerksbranche zu realisieren.

Wichtig ist in dem Zusammenhang aber die Organisation der Arbeitskräfte. Wer zum Beispiel einen einzigen Mitarbeiter hat, kann der Kundschaft schlecht sagen, dass am Montag nicht gearbeitet wird. Auf der anderen Seite ist gerade der Montag als Ruhetag in vielen Branchen wie Gastronomie oder Friseurhandwerk verbreitet – warum also auch nicht bei anderen Handwerksbranchen?

Bei größeren Teams wiederum ließe sich die 4-Tage-Woche tatsächlich gut organisieren. Hier ein Beispiel für einen Handwerksbetrieb mit drei Mitarbeitern:

MO

DI

MI

DO

FR

Mitarbeiter 1

X

X

Frei

X

X

Mitarbeiter 2

X

Frei

X

X

X

Mitarbeiter 3

Frei

X

X

X

X

Es ist also tatsächlich nur eine Frage der Planung, damit zum Beispiel immer zwei Handwerker zu einem Auftrag geschickt werden können. Wichtig ist, dass im Team besprochen wird, dass die freien Tage nicht am gleichen Werktag stattfinden. Hier ist eine gewisse Kompromissbereitschaft gefragt, aber dann ist das 4-Tage-Modell auch im Handwerk problemlos realisierbar.

Erfahrungen von Handwerksbetrieben

Wem das alles noch etwas zu theoretisch ist, der erhält nun einen kleinen Erfahrungsbericht direkt von einem Handwerksbetrieb in Deutschland. Ein Beispiel für die erfolgreiche Implementierung der 4-Tage-Woche ist der Betrieb von Sascha Wagner. Der Heizungs- und Sanitär-Betrieb ASW agiert im Kreis Heilbronn in Widdern und findet eigenen Angaben zufolge seit der Umsetzung des neuen Modells mehr Fachkräfte. Die Mitarbeiter arbeiten wahlweise von Montag bis Donnerstag von 7 bis 17 Uhr oder alternativ von Dienstag bis Freitag von 7 bis 17 Uhr. Darin einberechnet ist pro Arbeitstag eine Stunde Pause, sodass die reguläre Arbeitszeit neun Stunden pro Tag sind, vier Tage die Woche, also 36 Stunden pro Woche. Der Inhaber betont, dass seine Kundschaft gar nicht merkt, dass am Montag und Freitag eigentlich nur das halbe Team vor Ort ist. In dem Fall kann das Arbeitszeitmodell mit vier Arbeitstagen seiner Meinung nach als komplett gelungen angesehen werden.

Tipp: Zeit sparen mit Handwerkersoftware

Die Nutzung einer Handwerkersoftware ermöglicht es, im Büro Zeit zu sparen, was wiederum die Umsetzung einer 4-Tage-Woche erleichtert. Durch die Automatisierung von Verwaltungsaufgaben und die Optimierung von Arbeitsabläufen können Handwerksbetriebe ihre Produktivität steigern und gleichzeitig flexiblere Arbeitszeitmodelle realisieren.

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Vor- und Nachteile der 4-Tage-Woche

Nachfolgend eine Übersicht der Vorteile speziell für Arbeitgeber und für Handwerker sowie der möglichen Nachteile bei der Einführung einer 4-Tage-Woche.

Vorteile einer 4-Tage-Woche

Dass die 4-Tage-Woche einige Vorteile mit sich bringt, dürfte jedem klar sein. Nicht immer sind die Vorteile aber für Arbeitgeber und Angestellte absolut identisch, da sie je nach Situation einen anderen Fokus und damit auch Blick haben.

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Für den Chef

  • Steigerung der Produktivität: Mitarbeiter sind unter Umständen motivierter und konzentrierter, wenn sie wissen, dass sie eine kürzere Arbeitswoche haben
  • Höhere Attraktivität als Arbeitgeber: Handwerksbetriebe, die eine 4-Tage-Woche anbieten, können gegenenenfalls einfacher Mitarbeiter finden und erhalten mehr Bewerbungen.
  • Reduzierung von Fehlzeiten: Stressbedingte Ausfälle der Belegschaft könnten sich durch kürzere Arbeitswochen reduzieren.
  • Einsparung von Ressourcen: Wenn Geräte oder Raumlicht in einer Werkstatt beispielsweise nur vier Tage laufen müssen, könnte das eine Einsparung von Ressourcen in Form von Betriebskosten (Energie) nach sich ziehen. Dies ist aber nur der Fall, wenn der fünfte Werktag tatsächlich nicht durch andere Mitarbeiter kompensiert wird und der Handwerksbetrieb an diesem Tag ruht.
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Für den Handwerker

  • Bessere Work-Life-Balance: Ob für Handwerker oder andere Branchen – durch die 4-Tage-Woche verbessert sich vor allem die Work-Life-Balance. Dadurch haben Mitarbeiter mehr Freizeit für Familie, Hobbys und generelle Erholung.
  • Geringeres Burnout-Risiko: Durch die kürzere Arbeitswoche lässt sich der Stress reduzieren, was zur psychischen Gesundheit beitragen kann.
  • Erhöhte Jobzufriedenheit: Die Möglichkeit, bei vollem Gehalt weniger zu arbeiten, steigert aller Voraussicht nach die Zufriedenheit.
  • Mehr Flexibilität: Die zusätzliche Zeit kann auch für Handwerker genutzt werden, um Nebenprojekte zu verfolgen, sich nebenberuflich selbstständig zu machen oder eine Weiterbildung zu starten. Generell profitieren Angestellte durch die 4-Tage-Woche von einer höheren Flexibilität.

Nachteile einer 4-Tage-Woche

Wo es Vorteile gibt, sind die Nachteile meist nicht meist. Auch die 4-Tage-Woche hat trotz aller Vorzüge ein paar negative Seiten:

  • Weniger Arbeitszeit: Obwohl es Modelle gibt, bei denen eine erhöhte Arbeitszeit und eine geringere Pausenzeit rechtens sind, so kommt auch dieses Modell nur ganz grob auf die vorherige Arbeitszeit. Je nach Anzahl der Mitarbeiter können auch drei Stunden Unterschied pro Woche viel ausmachen, wenn der Betrieb zum Beispiel 20 Mitarbeiter hat. Das wären 3 x 20 Stunden weniger pro Woche, was pro Monat in etwa einen Produktivitätsverlust von etwa 240 Stunden ausmacht.
  • Reduzierung der Kundenzufriedenheit: Dieser Punkt ist nur dann ein Nachteil, wenn der Handwerksbetrieb tatsächlich einen Tag weniger für Kunden erreichbar wäre oder wenn Aufträge lediglich an vier statt fünf Tagen umgesetzt werden. Das ist aber durch einen cleveren Schichtplan lösbar, sodass die Kundschaft quasi nichts von der 4-Tage-Woche im Betrieb mitbekommt.
  • Mögliche Überarbeitung: Dadurch, dass für die 4-Tage-Woche bei gleichem Gehalt meist die Arbeitszeit an den anderen Tagen erhöht wird, könnten eine höhere Ermüdung oder sogar Überanstrengung die Folge sein. Möchte man diesen Punkt lösen, müsste man die Handwerker ihre regulären acht Stunden an vier Tagen arbeiten lassen, dann als Unternehmen aber in Kauf nehmen, dass weniger verrechenbare Stunden auch weniger Umsatz bedeuten.

Was sagen die Kunden?

Nicht alle Kunden können bei Handwerksbetrieben oder auch bei anderen Branchen, die unter einem Fachkräftemangel leiden, verstehen, weshalb die 4-Tage-Woche auch nur in Erwägung gezogen wird. Oft heißt es, dass man keine 4-, sondern eine 6-Tage-Woche bräuchte. Für Kunden wiederum spielt es meist nur eine Rolle, wie die neue Arbeitszeitregelung Auswirkungen auf ihre Aufträge hat. Bei einer guten Planung stehen dennoch weiterhin Mitarbeiter zur Verfügung und führen die Aufträge durch, während sich andere Fachkräfte gerade erholen. Es kann dadurch zu mehr Freizeit kommen und die Auftragsbücher wären trotzdem voll. So ist sowohl die Kundschaft zufrieden, der Umsatz bleibt gleich und die Mitarbeiter sind durch mehr Freizeit zufriedener.

So ist die 4-Tage-Woche im Gesetz geregelt

Im deutschen Arbeitsrecht ist die 4-Tage-Woche nicht explizit geregelt, kann aber durch Betriebsvereinbarungen, Arbeitsverträge oder Tarifverträge eingeführt werden. Hier das Wichtigste im Überblick:

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Wie viele Überstunden darf man machen?

Das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) begrenzt die tägliche Arbeitszeit auf acht Stunden. Es gibt die Möglichkeit, diese auf zehn Stunden zu verlängern, solange die durchschnittliche Arbeitszeit von 48 Stunden pro Woche im Ausgleichszeitraum nicht überschritten wird. Für die 4-Tage-Woche bedeutet das entweder eine Reduzierung der Gesamtarbeitszeit oder eine Verteilung der regulären Wochenarbeitszeit auf vier Tage.

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Gibt es Tarifverträge und Mitbestimmungsrechte?

Wenn Arbeitszeitmodelle wie die 4-Tage-Woche eingeführt werden, spielen Tarifverträge und Mitbestimmungsrechte eine wichtige Rolle. Bereits jetzt gibt es erste Diskussionen dazu, zum Beispiel in der Stahlindustrie. Hier starteten schon im Herbst 2023 erste Tarifverhandlungen der IG Metall für eine 4-Tage-Woche bei vollem Lohn. Wenn es um die Einführung geht, ist aber auch der Betriebsrat relevant, da dieser umfassende Mitbestimmungsrechte hat.

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Gibt es eine Regelung bei Krankheitstagen?

Spezielle Regelungen wie das Jugendarbeitszeitgesetz und das Mutterschutzgesetz setzen Grenzen für maximale Arbeitszeiten und müssen auch bei einer 4-Tage-Woche beachtet werden. Wird ein Arbeitnehmer krank, gelten auch bei der 4-Tage-Woche die allgemeinen arbeitsrechtlichen Bestimmungen. Es besteht beispielsweise weiterhin gesetzlicher Anspruch auf Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall wie bei der traditionellen 5-Tage-Woche.

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Gibt es einen Anspruch auf die 4-Tage-Woche?

Der Urlaubsanspruch in einer 4-Tage-Woche passt sich der Anzahl an Arbeitstagen an. Arbeiten Handwerker also weniger Tage pro Woche, so verringert sich entsprechend der gesetzliche Mindesturlaubsanspruch. Im Arbeitsvertrag kann aber natürlich jederzeit etwas Besseres als das gesetzliche Minimum vereinbart werden.

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Urlaubsanspruch und Feiertage

Der Urlaubsanspruch orientiert sich an der Anzahl an Arbeitstagen pro Woche und ist im Bundesurlaubsgesetz geregelt. Dieses Gesetz sieht vor, dass jeder Arbeitnehmer Anspruch auf vier Wochen Erholungsurlaub pro Jahr hat. Das würde Folgendes bedeuten:

  • 6-Tage-Woche: 24 Urlaubstage pro Jahr
  • 5-Tage-Woche: 20 Urlaubstage pro Jahr
  • 4-Tage-Woche: 16 Urlaubstage pro Jahr

Dies sind aber nur die Mindestwerte, sodass im Arbeitsvertrag auch mehr Urlaubstage vereinbart sein können. Bei einer Reduzierung der Arbeitszeit müsste der Urlaubsanspruch korrekt heruntergerechnet werden, damit es nicht zu einer Benachteiligung kommt.

Beispiel: bislang 30 Tage Urlaub bei 5 Arbeitstagen pro Woche

Rechnung für 4-Tage-Woche: 30 Urlaubstage geteilt durch 5 Tage x 4 Tage = 24 Urlaubstage

Wenn Sie also in Ihrem Arbeitsvertrag bei fünf Werktagen derzeit 30 Urlaubstage (also mehr als gesetzlich vorgeschrieben) vereinbart haben, würden es in Zukunft bei einer 4-Tage-Woche und bei gleichem Umfang 24 Urlaubstage sein.

Wichtig: Bei der Umstellung auf eine 4-Tage-Woche muss beachtet werden, dass Feiertage nach wie vor für Arbeitnehmer arbeitsfrei sind. Wenn im Arbeitsvertrag also Arbeitstage von Montag bis Donnerstag vereinbart sind und ein Feiertag fällt auf diesen Tag, hat der Arbeitnehmer frei. Etwas schwieriger wird es, wenn die Arbeitstage variieren können, dann kommt es darauf an, was im Arbeitsvertrag mit dem Arbeitgeber vereinbart ist und ob ein arbeitsfreier Tag an einem Feiertag an einem anderen Tag „nachgeholt“ werden muss.

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Anpassungen im Arbeitsvertrag

Soll ein bestehender Arbeitsvertrag an das 4-Tage-Modell angepasst werden, muss der Vertrag großflächig überarbeitet werden. Er muss eindeutig die neuen Arbeitszeiten und Tage enthalten, an denen künftig gearbeitet wird (auch spezifiziert, ob es sich um bestimmte Wochentage oder um ein flexibles Modell handelt – und wie in diesem Zusammenhang Krankheit und Feiertage behandelt werden). Es muss bei der Änderung außerdem klar definiert werden, ob sich das Gehalt mit der Reduzierung der Arbeitstage ändert oder ob es einen vollen Lohnausgleich gibt. Neue Regelungen muss es zudem im Hinblick auf den Urlaubsanspruch, die Überstunden, Leistungsziele, Erwartungen, Kündigungsfristen und auch die Dauer dieser neuen Regelung geben.

Tipp: Mitarbeiterverwaltung mit Handwerkersoftware

Mit einer guten Handwerkersoftware wird die Mitarbeiterverwaltung mühelos und übersichtlich gestaltet. Neben der einfachen Verwaltung von Mitarbeiterdaten ermöglicht die Software auch die präzise Erfassung von Arbeitszeiten, was die Arbeitsprozesse im Handwerksbetrieb weiter optimiert.

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Umsetzung – Schritt-für-Schritt-Anleitung

In neun Schritten kann das neue Arbeitszeitmodell, bei dem Mitarbeiter nur vier statt fünf Tage pro Woche arbeiten, eingeführt werden. Angefangen von der Planung bis hin zum letzten Schritt, in dem Sie Ihren Betrieb als flexiblen Arbeitgeber bewerben und sich damit von der Konkurrenz abheben können.

  1. Möglichkeiten besprechen: Im ersten Schritt sollten die Möglichkeiten ausgelotet werden, inwiefern das Modell für den Betrieb geeignet sein könnte. Hier kann eine Kosten-Nutzen-Analyse hilfreich sein.
  2. Team einbeziehen: Direkt nach dem Ausloten sollte das Team einbezogen werden, damit die 4-Tage-Woche auch entsprechend angenommen wird. Sowohl Bedenken als auch Fragen können somit im Vorfeld besser geklärt werden.
  3. Individuelle Lösungen finden: Gerade bei kleinen Handwerksbetrieben kann es sein, dass individuelle Lösungen gefunden werden müssen – dafür sollten Unternehmen entsprechend offen sein, um das neue Arbeitszeitmodell an die jeweiligen Voraussetzungen der Mitarbeiter anzupassen.
  4. Beratung einholen: Unter Umständen kann es sein, dass eine Beratung oder generelle Unterstützung seitens Steuerberatern oder Fachanwälten sinnvoll ist, um bei der Ausgestaltung des neuen Modells keine Fehler zu machen.
  5. Details planen: Der nächste Schritt umfasst die Detailplanung in Sachen Feierabend, Gleitzeit, Urlaubszeiten, Überstunden, Arbeiten je nach Jahreszeiten und vieles mehr. Hier gilt es, die Spielregeln für alle Details und für alle Mitarbeiter festzulegen.
  6. Testlauf starten: Um das Modell auszuprobieren, kann es nun ratsam sein, einen ersten Testlauf zu starten. Es sollte vereinbart werden, wie lange dieser Testzeitraum läuft. Veränderungen brauchen generell Zeit, um sich zu etablieren, daher sind auch kleine Rückschläge normal.
  7. Erfahrungen besprechen: Nach der Testphase steht der Erfahrungsaustausch an. Die Atmosphäre sollte entspannt sein, alle Mitarbeiter müssen ihre Meinungen sowie auch Nachteile angstfrei äußern können. Aus dieser Diskussion können sich dann Ansätze ergeben, um das neue Modell noch besser an den eigenen Betrieb anzupassen.
  8. Endgültige Entscheidung treffen: Der achte Schritt ist die endgültige Entscheidung, ob die neue 4-Tage-Woche final umgesetzt und auch beibehalten wird. Falls ein Betrieb nach der Testphase und Diskussionsrunde zu dem Schluss kommt, dass das alte Modell besser geeignet ist, sollte man dennoch nicht verzagen. Auch Scheitern kann ein Gewinn sein, da neue Erfahrungen gewonnen wurden.
  9. Als flexibler Arbeitgeber mehr Fachkräfte anziehen: Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels in der Handwerksbranche kann die 4-Tage-Woche nun gezielt eingesetzt werden, um sich als Arbeitgeber von der Konkurrenz abzuheben. Dabei steht vor allem die Flexibilität für Mitarbeiter im Fokus.

Digitale Arbeitszeiterfassung einführen

Die Einführung einer digitalen Arbeitszeiterfassung im Handwerksbetrieb stellt einen zeitgemäßen Schritt hin zu einer effizienten Organisation dar. Es ist entscheidend, die Meinung Ihrer Mitarbeiter zu diesem Vorhaben zu berücksichtigen und sicherzustellen, dass geeignete digitale Geräte wie Smartphones oder Tablets zur Verfügung stehen.

Ein wichtiger Schritt ist die Suche nach einer passenden Handwerkersoftware, die nicht nur die digitale Erfassung von Arbeitszeiten ermöglicht, sondern auch Funktionen für die digitale Buchhaltung und Rechnungsführung bereithält.

Nachdem eine geeignete Handwerkersoftware mit entsprechender Zeiterfassungs-App gefunden wurde und die Mitarbeiter entsprechend geschult sind, beginnt die eigentliche Umsetzungsphase der digitalen Arbeitszeiterfassung im Handwerksbetrieb. Hierbei sind bestimmte Schritte von besonderer Bedeutung:

  1. Softwarekonfiguration: Nach Auswahl der Handwerkersoftware erfolgt die individuelle Anpassung an die spezifischen Bedürfnisse des Betriebs.
  2. Systemintegration: Nahtlose Integration der Software und App in bestehende Abläufe.
  3. Pilotphase: Test der digitalen Arbeitszeiterfassung in einer Pilotphase mit ausgewählten Teams oder Projekten für praxisnahe Erprobung und mögliche Anpassungen.
  4. Kommunikation und Schulung: Transparente Kommunikation über den Start der digitalen Arbeitszeiterfassung, erneute Erklärung der Vorteile und des genauen Ablaufs sowie Bereitstellung weiterer Schulungen oder Support bei Bedarf.
  5. Feedback und Optimierung: Kontinuierliches Sammeln von Mitarbeiterfeedback zur Identifikation von Schwachstellen und Optimierungspotenzialen. Agile Herangehensweise ermöglicht kontinuierliche Verbesserungen.

Durch eine strukturierte Umsetzung dieser Schritte wird nicht nur eine reibungslose Integration der digitalen Arbeitszeiterfassung gewährleistet, sondern auch die Grundlage für eine kontinuierliche Optimierung und Effizienzsteigerung im Handwerksbetrieb gelegt.

Empfehlung: Erfassen Sie die Arbeitszeiten mit einer App, jedoch sollte diese App mit ihrer Handwerkersoftware verbunden sein damit Sie auch schnell und einfach die Abrechnung der Gehälter am Ende des Monats erstellen können.
Ein Beispiel ist die Handwerkersoftware Streit V.1 mit intergrierter digitalen Zeiterfassung und der Zeiterfassungs-App "Zeit+"

Mehr zur digitalen Zeiterfassung

Auswirkung auf den Fachkräftemangel im Handwerk

Die Einführung einer 4-Tage-Woche in Handwerksbetrieben kann sich vor allem positiv auf die Anwerbung neuer Fachkräfte auswirken. Betriebe, die auf dieses Modell umgestellt haben, berichten von einer gesteigerten Attraktivität als Arbeitgeber, was dazu beitragen kann, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Durch die Beibehaltung der Arbeitsstunden und Bezahlung, aber mit einer Verteilung auf vier statt fünf Tage, hoffen Unternehmen zudem, mehr Interessente für ihr Gewerk anzuziehen.

Eignung für verschiedene Branchen

Wie geeignet eine 4-Tage-Woche sein kann, hängt unter anderem von der Branche ab. Die Umsetzung in einem klassischen Bürojob dürfte kaum ein Problem darstellen, wenn ausreichend Mitarbeiter vorhanden sind. Obwohl es in der Handwerksbranche auf den ersten Blick nicht umsetzbar erscheint, da es sich um eine physische und nicht um eine Computerarbeit handelt, so kann es auch in dieser Branche viele Vorteile und vor allem Chancen in Bezug auf den Fachkräftemangel mit sich bringen.

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4-Tage-Woche für Elektriker

Für Elektriker könnte die 4-Tage-Woche eine gute Option sein, um Arbeit und Privatleben besser auszubalancieren. Herausfordernd ist aber möglicherweise die Notwendigkeit, auch außerhalb der regulären Zeiten auf Notfälle zu reagieren.

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4-Tage-Woche für Dachdecker

Bei Dachdeckern könnte die Reduzierung der Arbeitstage vor allem die körperliche Belastung verringern und damit zur Erhaltung der Gesundheit der Fachkräfte beitragen. Wetterbedingte Arbeiten könnten jedoch die Flexibilität in der Planung erschweren.

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4-Tage-Woche im SHK-Handwerk

Im SHK-Handwerk könnte eine verkürzte Arbeitswoche zur Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit und auch der Bindung führen. Die Koordination von Bauprojekten und die Abstimmung mit anderen Gewerken könnten jedoch komplexer werden.

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4-Tage-Woche als Maler

Für Maler bietet die 4-Tage-Woche Potenzial für eine bessere Work-Life-Balance. Die Herausforderung könnte jedoch hier darin bestehen, Aufträge innerhalb der kürzeren Arbeitswoche zu erfüllen, insbesondere bei großen Projekten. Auch das kann allerdings durch geschickte Planung der freien Tage der Mitarbeiter gelöst werden.

Alternative Arbeitszeitmodelle

Wenn es darum geht, moderne Arbeitszeitmodelle im Handwerk zu etablieren, ist die 4-Tage-Woche nicht die einzige Möglichkeit. Alternativen sind:

  • Flexzeit: Dieses Arbeitszeitmodell erlaubt es den Mitarbeitern, Start- und Endzeiten ihrer Arbeit innerhalb festgelegter Rahmen selbst zu bestimmen. Es handelt sich um die sogenannte Gleitzeit, die aber in klassischen Handwerksbetrieben weniger verbreitet ist.
  • Jahresarbeitszeitkonto: Hierbei wird die Arbeitszeit auf das Jahr verteilt, sodass in beschäftigungsreichen Zeiten mehr und in ruhigeren Phasen weniger gearbeitet wird. Das kann in der Handwerksbranche aufgrund der oft saisonalen Arbeit gut geeignet sein.
  • Jobsharing: Bei diesem Modell teilen sich zwei oder mehr Personen eine Vollzeitstelle, was zwar einiges an Koordination erfordert, aber auch die Flexibilität erhöht.
  • Mobiles Arbeiten: In der Handwerksbranche ist Homeoffice natürlich nicht möglich (bei klassischen Handwerkern zumindest), aber es zählt natürlich trotzdem grundlegend zu den flexiblen Arbeitszeitmodellen, daher wollten wir es der Vollständigkeit halber aufführen.

FAQ zur 4-Tage-Woche im Handwerk

Im Folgenden haben wir für Sie noch einmal die wichtigsten Fakten zur 4-Tage-Woche im Handwerk zusammengefasst:

Die genaue Realisierbarkeit der 4-Tage-Woche in Deutschland variiert nicht nur je nach Branche, sondern ist auch von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich machbar. Während einige Firmen erfolgreich Modelle implementiert haben, erfordert die Umsetzung in anderen Bereichen umfangreiche Anpassungen der Arbeitsorganisation und Arbeitskultur. Realistisch ist die 4-Tage-Woche aber insofern, als dass es sowohl im Hinblick auf das Arbeitszeitgesetz möglich ist und bei entsprechender Flexibilität auch im Handwerk umgesetzt werden kann.

Im Handwerk kann die 4-Tage-Woche durch längere Arbeitstage an vier Tagen umgesetzt werden, was die Attraktivität für Fachkräfte erhöhen und zur besseren Work-Life-Balance beitragen kann. Eine flexible Planung und Absprache mit Kunden sind dabei essenziell. Bei größeren Handwerksbetrieben können die jeweils freien Tage der Mitarbeiter auch durch andere Mitarbeiter ausgeglichen werden – die Organisation der freien Tage ist dabei das Wichtigste, sodass stets ausreichend Ansprechpartner und Handwerker für Kunden bereitstehen und an fünf oder sogar sechs Tagen die Aufträge erledigen können.

Der Urlaubsanspruch in einer 4-Tage-Woche basiert auf der gesetzlichen Regelung, die für eine 6-Tage-Woche 24 Urlaubstage vorsieht. Bei einer 4-Tage-Woche reduziert sich der Mindesturlaubsanspruch entsprechend auf 16 Tage, sofern keine andere Vereinbarung besteht.

Fazit

Die Einführung der 4-Tage-Woche im Handwerk könnte dem Fachkräftemangel entgegenwirken und gleichzeitig zur Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit beitragen. Ob das neue Arbeitszeitmodell allerdings flächendeckend umgesetzt wird und damit Zukunft hat, bleibt abzuwarten. Unternehmen sollten sich jedoch offen zeigen, denn durch geänderte Arbeitszeiten und eine strukturierte Mitarbeiterplanung kann auch im Handwerk eine höhere Flexibilität und damit bessere Work-Life-Balance geboten werden.

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