Kalkulation im Handwerk

Um Aufträge zu erhalten und Gewinne zu erwirtschaften, müssen Sie Kundenanforderungen entsprechen und kostendeckend kalkulieren, ohne die Preise Ihrer Mitbewerber drastisch zu überbieten. Keine leichte Aufgabe, diese drei Faktoren zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu vereinen. Doch sie ist lösbar. Allerdings nur, wenn Sie sich Zeit für eine präzise Berechnung Ihrer Aufträge nehmen. Bei uns erfahren Sie alles rund um Preiskalkulationen im Handwerk. Wir schlüsseln Ihnen erforderlichen Berechnungspositionen auf, informieren Sie zu Unterschieden einzelner Gewerke und bieten Ihnen mit Kalkulationsbeispielen zur Vorgehensweise die Möglichkeit einer langfristigen Gewinnoptimierung.

Aufgabe der Kalkulation

Grundsätzlich werden Preiskalkulationen im Handwerk als präzise Ermittlung des Preises definiert, der Kunden für bestimmte Dienstleistungen angeboten wird. Die Ermittlung selbst erfolgt per Kostenrechnung auf Basis von Einzel- und Gemeinkosten. Ihr Ziel liegt in der Erwirtschaftung eines möglichst hohen Gewinns.

In der Theorie klingt dies unkompliziert, doch die perfekte Preisstrategie ist nicht leicht auszumachen. Möchten Sie mit günstigen Angeboten viele Kunden anlocken oder sich mit Alleinstellungsmerkmalen auf eine Zielgruppe mit größerem Budget spezialisieren? Oft bedarf es der goldenen Mitte. Denn zu niedrige Preise können langfristig ebenso zu Verlusten führen wie die vergebliche Hoffnung auf eine zahlungskräftige Klientel. Hinzu kommt: Als Inhaber Ihres Elektrobetriebs oder SHK-Unternehmens bestimmen Sie zwar grundsätzlich Ihre Preise. Doch am Ende entscheidet die Relation zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Markt.

Kostenträgerstückrechnung

Bei der Kalkulation hat die Kostenträgerstückrechnung die Aufgabe die Kosten der einzelnen Kostenträger für ein Produkt oder eine Leistung zu ermitteln. Neben der Kostenartenrechnung und Kostenstellenrechnung ist die Kostenträgerrechnung ein Bestandteil der Kalkulation. Bevor Sie diese vornehmen können, muss eine Vorkalkulation erstellt werden – diese ermittelt die Erlöse und Kosten der Kostenträger. Zudem wird eine Kostenträgerzeitrechnung erstellt. Diese zeigt die Kosten und Erlöse innerhalb eines Zeitraums.

Hinter dem etwas sperrigen Begriff "Kostenträgerrechnung" verbirgt sich nichts anderes als ein Synonym für die Kalkulation. Die Berechnung der Selbstkosten einzelner Stücke innerhalb eines Gesamterzeugnisses ermöglicht Ihnen am Ende eine durchdachte Angebotskalkulation.

Kalkulationsmethoden nach Kalkulationszweck

Die Kalkulation ist also ein wichtiger Teil Ihrer gesamtunternehmerischen Kostenrechnung. Im Rahmen Ihrer Tätigkeit werten Sie entstandene Kosten aus, bereiten sie auf und ordnen sie einzelnen betrieblichen Kostenträgern zu. So ersehen Sie jederzeit Ihren erwirtschafteten Gewinn.

Zur Kalkulation stehen Ihnen drei Methoden zur Auswahl:

Vorkalkulation

Vorkalkulationen werden vor Angebotserstellung durchgeführt. Sie richten sich auf Ihre Leistungserbringung und unterfallen damit den Kostenträgerrechnungen. Als Basis für die Ermittlung des Marktpreises dienen Ihnen technische Produktunterlagen wie Stücklisten, Erfahrungs- oder Schätzwerte. Mögliche Skonti oder Provisionen sowie einen Deckungsbeitrag für Ihre Selbstkosten sollten Sie ebenfalls berücksichtigen. Mit Vorkalkulationen erhalten Sie selten mehr als grobe Richtwerte. Auch Kostenschwankungen bei Rohstoffen oder Energien lassen sich nicht präzise prognostizieren.

Nachkalkulation

Nachkalkulationen führen Sie nach einer Auftragsbeendigung durch. Zu diesem Zeitpunkt kennen Sie alle relevanten Kosten. So ersehen Sie mögliche Schwachstellen und profitieren bei der Berechnung künftiger Aufträge.

Hinweis: Bei Großprojekten können Sie bereits während Ihrer Tätigkeit Nachkalkulationen einzelner Teilbereiche vornehmen. Preisanhebungen sind nach Vertragsunterzeichnung normalerweise jedoch schwer realisierbar.

Zuschlagskalkulation

Für Kleinbetriebe eignet sich die summarische Zuschlagskalkulation ohne Kostenstellenrechnung. Sie umfasst alle Einzelkosten innerhalb eines Abrechnungszeitraums und bildet die Grundlage zur Ermittlung der Gemeinkosten.

Bei der differenzierenden Zuschlagskalkulation werden die Gemeinkosten ihren Entstehungsbereichen zugerechnet: beispielsweise das Material dem Einkauf oder die Fertigung der Montage. Die Berechnung der Gemeinkostenzuschläge erfolgt normalerweise durch Betriebsabrechnungsbögen.

Hinweis: Aufgrund moderner Verfahren wie Arbeits- oder Maschinenstundenkostensätzen verliert die Zuschlagskalkulation zunehmend an Aussagekraft.

Zusammenhang Kalkulation und Kostenrechnung

Mit der Kosten- und Leistungsrechnung erhalten Sie einen Überblick über sämtliche innerbetriebliche Aufwendungen und damit den Mindestbetrag zur Deckung Ihrer Gesamtausgaben. Auf seiner Grundlage können Sie weitere Berechnungen für Ihren endgültigen Stundensatz durchführen.

So kalkulieren Sie im Handwerk

Als Inhaber einer Dachdeckerei oder eines SHK-Installationsbetriebes ist Ihr veranschlagter Stundensatz Ihre wichtigste Berechnungsgröße. Nur mit ihm können Sie am Ende ein Angebot erstellen, das Ihnen Ihren erforderlichen Gewinn garantiert.

Hinweis: Die Stundensatzkalkulation ergibt die Summe, zu der Sie kostendeckend arbeiten würden. Sie ist nicht mit der Berechnung des Angebotspreises oder Ihrem Stundenverrechnungssatz zu verwechseln, die neben dem Stundensatz auch Ihre Material- und weitere Kosten enthalten.

Die Stundensatzberechnung teilt sich in zwei Schritte:

1. Unter die verrechnungsfähigen Gesamtkosten fallen

  • Löhne, Gehälter
  • Personalnebenkosten
  • Sonstige Ausgaben wie:
    - Miete, Büroausstattung
    - Marketing, Versicherungen
    - Abschreibungen, Steuern

2. Die jährlich fakturierbaren Arbeitsstunden ergeben sich aus der Anzahl der jährlichen Arbeitstage, mit Abzug von

  • Feier- und Urlaubstagen
  • durchschnittlichen Ausfalltagen wegen Weiterbildungen oder Krankheit

Multiplizieren Sie im Anschluss die Nettoarbeitstage mit den täglichen Arbeitsstunden sowie Ihrer Mitarbeiteranzahl, erhalten Sie den Stundensatz, mit dem Sie Ihren Betrieb ohne finanziellen Verlust am Laufen halten.

Allerdings lässt die Berechnung ungeplante Ausfälle von Mitarbeitern oder zahlungsunwillige Kunden unberücksichtigt. Und Sie möchten auch etwas verdienen. So müssen Sie noch einen Gewinnzuschlag addieren. Auch die Umsatzsteuer dürfen Sie nicht vergessen sowie Ihren Materialaufwand, benötigte Maschinen oder mögliche Investitionen.

Empfehlung: Nutzen Sie zur Kalkulation eine Betriebssoftware für das Handwerk

Um Ihre Kalkulation von Beginn an strukturiert, einfach und umfassend erledigen zu können, lohnt sich der Einsatz einer Handwerkersoftware wie Streit V.1. Die Software stellt nicht nur praktische Kalkulationshilfen zur Verfügung, sondern archiviert alle Vorgänge ganz automatisch. Integriert sind neben einem Kalkulations- und Archivierungsprogramm noch viele weitere praktische Module wie die Organisation der gesamten Auftragsabwicklung, die Stammdatenverwaltung und Terminierung Ihrer Aufträge.

Zur Betriebssoftware für Handwerker

Kostenkalkulation im Handwerk

Nur mit einer umfangreichen, präzisen Kostenkalkulation lässt sich langfristig ein wirtschaftlicher Erfolg garantieren.

Vor der Kalkulation kommt der Kostenplan

Einige Großunternehmen teilen ihren Kostenplan in die Kategorien

  1. Material (Beschaffung, Lagerung)
  2. Fertigung (Arbeitsvorbereitung, Montage)
  3. Verwaltung (Personalwesen, Buchhaltung)
  4. Vertrieb (Marketing)
  5. Verkauf (Direktverkauf)

Für Handwerksbetriebe erweist sich eine Aufteilung in die zwei Hauptbereiche Personal- und Sachkosten als effizient. Zuvor noch ein allgemeiner Hinweis zu Ihren regelmäßigen Kosten:

  • Ihre unveränderlichen Fixkosten beinhalten Gehälter, Mieten und Versicherungen, Wasser und Elektrizität sowie Abschreibungen.
  • Zu Ihren veränderlichen Kosten zählen unter anderem Rohstoffe, Liefergebühren, Kosten für Aushilfen oder Reisen. Sie variieren höhenabhängig von Menge, Aufwand und Nutzung.

Darüber hinaus fließen Entnahmen aus der Kasse für private Ausgaben oder Investitionen in Ihren Kostenplan mit ein.

Tipp: Für größtmögliche Effizienz sollten Sie Ihren Kostenplan regelmäßig überprüfen – vor allem bei gravierenden Betriebsänderungen, wie der Neueinstellung eines SHK-Gesellen oder einem Umzug Ihrer Lackiererei.

Zusammensetzung Personalkosten

Beschäftigen wir uns zunächst mit Ihren Personalkosten. Sie umfassen

Direkte Personalkosten: Löhne und Gehälter inklusive Bonuszahlungen oder Wochenendarbeit

Hinweis: Während die Höhe von Löhnen von Arbeitszeiten oder -leistungen abhängt, handelt es sich bei Gehältern um Fixkosten für Festangestellte.

Indirekte Personalkosten / Personalnebenkosten: alle weiteren Kosten in Zusammenhang mit Ihrem Personal:

  • Lohnnebenkosten
    • Sozialabgaben wie Renten-, Arbeitslosen-, Kranken- oder Pflegeversicherung (ausschließlich Ihr Arbeitgeberanteil)
    • Unfallversicherungen der Berufsgenossenschaften
    • freiwillige Leistungen wie Weihnachtsgeld, Busfahrscheine oder Handyverträge
    • Umlagen
  • sonstige Personalkosten
    • Ausstattung der Arbeitsplätze inklusive Arbeitsmittel
    • Aus-, Weiterbildungen
    • Seminare, Bücher
    • Arbeitsgeräte wie Computer oder Werkzeuge
    • Arbeitskleidung
    • Gebühren für Stellenanzeigen
    • Abfindungen

Führen Sie einen großen Handwerksbetrieb, fallen weitere Kosten zur Aufrechterhaltung Ihrer Organisations- und Verwaltungsstruktur an. Sie beinhalten sprungfixe Betriebskosten, deren Höhe sich mit gravierenden Einflüssen ändert. Beispiel: Sie stellen so viele neue handwerkliche Fachkräfte ein, dass auch neue Mitarbeiter für die Kantine oder Personalabteilung benötigt werden. Im Anschluss bleiben sie konstant bis zur nächsten Änderung.

Zwei Formeln sind für Sie zur Berechnung Ihrer Personalkosten relevant:

  1. Personalkosten pro Person = (Jahresgehälter + Löhne + Abgaben + Sonderleistungen) ./. zwölf Monate ./. Mitarbeiteranzahl
  2. Monatliche Kosten pro Person = Jahresgesamtkosten ./. zwölf Monate ./. Mitarbeiteranzahl

Zusammensetzung Sachkosten

Mit Ihren Personalkosten erschöpfen sich Ihre Ausgaben nicht. Kommen wir also zu den Sachkosten – allen Kosten, die nicht Ihr Personal betreffen:

  • Miete
  • Wasser, Energie
  • Materialien, Betriebsstoffe
  • Abschreibungen

Kostenaufteilung

Kosten lassen sich im Rahmen der Kostenrechnung wie folgt aufteilen:

  1. Kostenarten: Welche Kosten sind angefallen? Material- oder Personalkosten
  2. Kostenstellen: Wo sind die Kosten angefallen? Ort der Kostenentstehung
  3. Kostenträger: Wofür sind die Kosten angefallen? Leistungen

Was kostet eine Handwerkerstunde?

Aufgrund der zahlreichen Branchen im Handwerk, Größen und Sitze der Betriebe, aber auch gesellschaftliche Trends und Entwicklungen lassen sich Kosten für Handwerkerstunden pauschal nicht beziffern. Dennoch können Sie sich als grobem Richtwert an aktuell durchschnittlich zwischen 45 und 70 Euro orientieren.

Sie kennen es sicher aus leidvoller Erfahrung: Viele Kunden üben bereits an diesen Summen Kritik. Dass es sich dabei nicht um Ihren Verdienst handelt, ist vielen nicht bewusst. Denn sie wissen oft nicht, wie sich die Kosten für Handwerker zusammensetzen. Genau diese Zusammensetzung schauen wir uns im Folgenden im Detail an. Dabei starten wir mit dem Stundenverrechnungssatz.

Stundenverrechnungssatz ermitteln

Mit dem Stundenverrechnungssatz ermitteln Sie Ihre Personaleinsatzkosten pro Stunde. Neben den Löhnen beinhalten sie anteilige Betriebskosten sowie diverse Zuschläge. Für Ihre Auftragsberechnung müssen Sie Ihre veranschlagte Zeit in Stunden mit Ihrem Stundenverrechnungssatz multiplizieren. Zu dieser Summe addieren sich Ihre Ausgaben für verwendete Materialien und weiterer Beschaffungskosten.

Vorgehensweise

Sie haben es geahnt: Die Kalkulation des Stundenverrechnungssatzes teilt sich in zwei Bereiche.

1. Unter Ihre verrechnungsfähigen Betriebskosten fallen alle Aufwendungen und finanziellen Belastungen, die durch Ihren Stundensatz gedeckt werden müssen. Sie ergeben Ihre jährlichen Gesamtkosten:

  • Personal-, Personalnebenkosten
  • Miet-, Mietnebenkosten
  • Büro-, Verwaltungskosten
  • Reisen, Marketing, Werbung
  • Kfz-Gebühren, Reparaturen, Wartungen
  • Abschreibungen, Versicherungen, Abgaben, Steuern
  • Sonstiges, wie Forderungsverluste oder Ihr kalkulatorischer Unternehmerlohn

2. Die fakturierungsfähigen Arbeitsstunden ergeben Ihre jährlichen produktiven Nettoarbeitstage. Hierfür müssen Sie von der Gesamtzahl aller Arbeitstage Wochenenden, Feier- und Urlaubstage sowie Ausfalltage durch Krankheit oder Weiterbildungen abziehen.

Der Stundenverrechnungssatz stellt nun Ihre errechneten Gesamtkosten den produktiven jährlichen Arbeitsstunden gegenüber:

Jährliche Gesamtkosten des Unternehmens ./. jährlich abrechenbare Stundenanzahl aller Mitarbeiter

Zu diesem Stundenverrechnungssatz können Sie abhängig vom jeweiligen Auftrag individuelle Zuschläge für Gewinn, Wagnis und Risiken, Rabatt, Skonti oder Boni berechnen. Orientieren Sie sich hierbei an der Höhe branchenüblicher Aufschläge. Am Ende ergibt sich das folgende Bild:

  • netto Stundenverrechnungssatz
  • + Zuschlag
  • für Gewinn, Risiken, Wagnis (in %)
  • für Skonti, Rabatte oder Boni (in %)
  • = netto Verrechnungsstundensatz
  • + 19 % Umsatzsteuer
  • = brutto Stundenverrechnungssatz

Hinweis: Die meisten Handwerker rechnen heute aus Fairnessgründen gegenüber ihren Kunden nicht mehr in vollen, sondern Viertelstunden ab. In diesem Fall müssen Sie Ihren kalkulierten Stundenverrechnungssatz durch Vier teilen.

Kalkulation: Stundenverrechnungssatz – Beispiel

Fassen wir noch einmal zusammen: Der ausgewiesene Rechnungsbetrag für Ihre Arbeitsstunde setzt sich zusammen aus Stundenlohn, Lohnnebenkosten, Gemeinkosten und Gewinn. Am Ende muss im Normalfall (Ausnahme: Kleinunternehmer) noch die gesetzliche Umsatzsteuer von 19 Prozent aufgeschlagen werden. Dabei gibt es feine Unterschiede ob Sie einen Stundenverrechnungssatz als Elektrobetrieb oder einen Stundenverrechnungssatz im SHK-Handwerk berechnen. Generell können Sie jedoch wie in der Beispielrechnung vorgehen.

Eine Beispielrechnung:

  • Bruttostundenlohn: 18 Euro
  • Lohnnebenkosten: 14,50 Euro
  • Gemeinkosten: 20,78 Euro
  • Gewinnzuschlag: 2,65 Euro
  • Stundenverrechnungssatz netto: 55,93 Euro
  • Umsatzsteuer 19 Prozent: 10,63 Euro
  • Stundenverrechnungssatz brutto: 66,56 Euro

Sie würden Ihrem Kunden hier also 66,56 Euro pro Arbeitsstunde in Rechnung stellen.

Tipp: Schnellere Kalkulationen durch die Nutzung einer Kalkulationshilfe

Eine Kostenkalkulation im Handwerk ist inhaltlich und zeitlich aufwändig und birgt das Risiko von Kalkulationsfehlern. Mit der kostenlosen Stundensatz-Ermittlung für Excel geht es schneller. Die Berechnung erfolgt angepasst an Ihre Lohn- und Gemeinkosten sowie Ihre produktiven Netto-Arbeitstage und ergibt zunächst Ihren Mindest-Verrechnungslohn zur Kostendeckung. Nach der Eingabe Ihres Gewinnziels erhalten Sie das gewünschte finanzielle Polster für Ihren Bedachungs-, Elektrohandwerk- oder SHK-Betrieb.

Zum  gratis Stundensatz-Ermittlungs-Tool

Preiskalkulation – So berechnen Sie Angebote im Handwerk

Sie kennen jetzt also Ihren Stundenverrechnungssatz. Gezielt auf das Handwerk abgestimmt, bieten Ihnen sich unterschiedliche Vorgehensweisen für weitere Kalkulationen bzw. die Erstellung eines Kostenvoranschlags.

Berechnungsmodelle / Pricing Modelle

Drei Arten der Preisermittlung stehen Ihnen offen: Sie können sich an Ihren Mitbewerbern, an der Nachfrage oder rein an Ihren Kosten orientieren. Werfen wir einen Blick auf die jeweiligen Vor- und Nachteile:

Kostenorientiert

Der kostenorientierte Preis ergibt sich aus Material- und Fertigungskosten, umzulegenden Gemeinkosten und Ihrem festgelegten Gewinnaufschlag.

  • Vorteil: einfache Berechnungsmethode, von Kunden als fair empfunden
  • Nachteil: Ausschluss externer Einflussfaktoren, oft zu niedrig angesetzt, spätere Preiserhöhungen schwer durchsetzbar

Nachfrageorientiert (value based)

Orientieren Sie sich an der Nachfrage, setzen Sie Ihren Preis in Relation zur Zahlungsbereitschaft Ihres Kunden und dem Mehrwert Ihrer Arbeit.

  • Vorteil: Konzentration auf eine Zielgruppe, hohe Gewinnmargen
  • Nachteil: Rechtfertigungsdruck für höhere Preise, intensive Beschäftigung mit Zielgruppe im Vorfeld, eingeschränkter Kundenkreis

Wettbewerbsorientiert

Bei der konkurrenzorientierten Vorgehensweise unterbieten Sie die Preise Ihrer direkten Mitbewerber

  • Vorteil: einfache Recherche, gute Chancen auf Auftragserteilung
  • Nachteil: langfristig wirtschaftliche Gefährdung Ihres Betriebs sowie der Ihrer Konkurrenten, Gewöhnung von Kunden an preiswerte Leistungen, qualitative Einschnitte

Vergleich der Kalkulationsmethoden: Welche Kalkulationsmethode ist für Sie die richtige?

Welche der drei Methoden sich für Sie am besten eignet, lässt sich pauschal nicht beantworten. In der Regel lohnt eine Kombination:

  • Ermitteln Sie Ihre Preisuntergrenze.
  • Testen Sie unterschiedliche Preise für ähnliche Aufträge.
  • Bleiben Sie fair bei Aufpreisen.
  • Richten Sie sich nach dem Kunden.
  • Überprüfen Sie regelmäßig, ob Ihre Preise noch haltbar sind.

Vorlage Preiskalkulation für Handwerk und Dienstleistungen

Preiskalkulationen im Handwerk sind ein umfangreiches Feld: Sie müssen die Stundenanzahl mit dem Stundenverrechnungssatz für Ihren Lohnumsatz multiplizieren, Materialeinkäufe und -aufschläge addieren, Sondereinzelkosten bedenken und sich einen angemessenen Gewinnaufschlag überlegen. Erst dann erhalten Sie einen effektiven Angebotspreis. Mithilfe einer maßgeschneiderten Softwarelösung für Ihren Handwerksbetrieb sparen Sie Zeit und Nerven und können sich der inhaltlichen und rechtlichen Richtigkeit und Vollständigkeit sicher sein.

Aufbau der Preiskalkulation

Der Kalkulationsschema für Handwerksbetriebe variiert im Detail abhängig von Ihrem Gewerk und individuellen Gesichtspunkten. Dennoch gibt es eine allgemein einheitliche Struktur, die sämtliche Kostenartenkategorien berücksichtigt und die Sie als Grundgerüst bedarfsgerecht an Ihre jeweiligen Aufträge anpassen können.

Fertigungsmaterial / Einzelmaterial

+ Materialgemeinkosten (als prozentualer Zuschlag des Einzelmaterials)

= Materialkosten

Fertigungskosten (Fertigungslöhne und -gemeinkosten)

+ Fertigungssonderkosten

= Fertigungskosten / Herstellungskosten

+ Verwaltungskosten

+ Vertriebskosten

+ Vertriebssonderkosten

= Selbstkosten

+ Gewinnzuschlag

= Angebotspreis

Hinweis: Berücksichtigen Sie bei Ihren Materialeinzelkosten auch Abfälle, Ausschüsse und weitere Mengenverluste sowie auftragsspezifische Sonderkosten wie Vorleistungen (Planerstellung für Smart-Home-Einrichtung) oder Einzelanfertigungen (maßgefertigter Einbauschrank).

Gewinnaufschlag im Handwerk

Als Inhaber eines Handwerkbetriebs tragen Sie permanent ein unternehmerisches Risiko für Ihre Aktivitäten, Investitionen und mögliche Zahlungsausfälle. Zur Kompensierung sollten Sie daher einen prozentualen Gewinnzuschlag zu Ihrem Stundensatz addieren. Bleiben Sie dabei realistisch und richten Sie sich sowohl nach den Rahmenbedingungen Ihres Betriebs als auch nach den branchenüblichen Margen Ihres Handwerks. Mit einer Spanne von zehn bis 30 Prozent gibt es starke Schwankungen zwischen einzelnen Betrieben und Empfehlungen von Branchenkennern.

Gemeinkostenzuschlagssatz Handwerk

Neben Einzelkosten stehen Gemeinkosten wie Mieten oder Abschläge. Als Gemeinkostenzuschlag wird der prozentuale Zuschlag auf die Einzelkosten verstanden, der die Zurechnung der Gemeinkosten als indirekte Kosten auf die jeweiligen Kostenträger ermöglicht. Sie können über die Kostenstellenrechnung verrechnet oder über einen Betriebsabrechnungsbogen für jede Endkostenstelle separat ermittelt werden.

Beispiele:

  • Mieten: abhängig von Quadratmeterzahl von Büro- und Lagerräumen
  • Wasserkosten: abhängig von der Anzahl Ihrer Mitarbeiter

Materialaufschlag

Als Materialzuschlag auf Ihre Materialkosten wird ein fünf- bis zehnprozentiger Satz empfohlen. Ihren Kunden bleibt dieser Aufschlag verborgen, da sie in der Regel nicht Ihren Materialpreis kennen.

Kalkulationsbeispiele für verschiedene Branchen

Nach der umfangreichen Theorie hier einige Tipps dazu, was Sie in ausgewählten Handwerken zusätzlich beachten sollten.

 

Sanitär Heizung Klima (SHK)

Als Handwerker in der SHK-Branche erbringen Sie normalerweise zahlreiche Einzelleistungen, die Sie nicht im Angebot aufschlüsseln. Ihr Kunde erhält beispielsweise ein Angebot über einen Waschbeckeneinbau. Doch neben dem Bassin benötigen Sie auch einen Waschbeckenträger, passende Armaturen, Befestigungen und weiteres Zubehör. Durchschnittlich ergibt die Ausstattung ein Drittel Ihrer Gesamtkosten, der verbleibende Rest verteilt sich auf Demontage und Installation, bevor sich Ihre Partnerfirmen Fliesen, Wänden und Elektroarbeiten widmen. So könnte sich das folgende Bild ergeben:

  • Materialien: 5.000 Euro
  • Zuschlag Material 10 %: 500 Euro
  • Fremdleistungen: 300 Euro
  • Zuschlag Fremdleistungen 5 %: 15 Euro
  • kalkulierte Stunden x Stundenverrechnungssatz 20 h x 45 Euro
  • Angebotspreis netto: 6.715 Euro

Elektroinstallation

Ihr Tätigkeitsfeld als Elektroinstallateur hat sich innerhalb der vergangenen Jahre aufgrund des technischen Fortschritts stark erweitert. Neben Grundelementen wie dem Einbau von Steckdosen oder dem Verlegen von Lichtanschlüssen erhalten Sie Anfragen zu Smart-Home-Systemen oder der Einrichtung von Photovoltaikanlagen. Sie haben verschiedene Möglichkeiten zur Angebotsberechnung:

  1. Die Stundenbasis gilt als gängige Kalkulationsform. Mit ihr erhält Ihr Kunde zudem die Möglichkeit, einzelne Kosten steuerlich abzusetzen.
  2. Die Vereinbarung eines Festpreises lohnt, können Sie Ihren Material- und Zeitaufwand präzise einschätzen und arbeiten Sie mit Fremdmaterial (Beispiele: Anschluss Küchenherd, Montage Beleuchtungssystem). Bei einer Kalkulation auf Stundenbasis sind keine Gewinne am Material möglich.
  3. Schließlich können Sie als Basis Leistungsverzeichnisse heranziehen, in denen pauschale Montageleistungen für Lohn und Material als Einzelpositionen definiert sind. Hinzu kommen Zuschläge und Aufwendungen für Nebenarbeiten wie Materialbeschaffung oder Müllentsorgung.

PV Anlage

Bei Montagen privater Photovoltaikanlagen können Sie Kunden neben den Basis-Solarmodulen und der benötigten Verkabelung optionale Angebote für Smart-Meter-Messsysteme oder Schutzeinrichtung gegen Blitzeinschlag oder Überspannung anbieten. In Ihrer Kalkulation erscheinen diese Möglichkeiten als Sonderposten, ihr Mehrwert erlaubt Ihnen eine Anhebung Ihres Stundensatzes. Durchschnittlich werden in Deutschland bei der Installation von Photovoltaikanlagen rund 200 Euro pro kWp (Kilowatt Peak = Maximalleistung) verlangt.

Dachdecker-Handwerk

Als Dachdecker sollten Sie besonderes Augenmerk auf den individuellen Aufwand und die Gegebenheiten vor Ort wie die Neigung oder Höhe des Dachs oder die Größe der Fläche legen. Sie können im Normalfall einen höheren Risikozuschlag verlangen als Handwerker anderer Gewerke. Auch Sonderleistungen wie die Beschaffung maßgefertigter Dachfenster zum Einbau sollten Sie auf Ihren Stundenverrechnungssatz aufschlagen.

 

Empfehlung: Kalkulieren Sie mit einer professionellen Handwerkersoftware

Damit Ihre Kalkulationen professionell, schnell und übersichtlich von der Hand gehen, empfiehlt sich die Nutzung einer Handwerkersoftware wie Streit V.1.

  • Sie kalkulieren Leistungsverzeichnisse realistisch und sparen wertvolle Zeit.
  • Leistungsverzeichnisse übergeben Sie digital per GAEB-Schnittstelle.
  • Sie nutzen integrierte Artikel- und Leistungskataloge, die per Schnittstelle angebunden sind.
  • Sie erstellen zeitgemäße ZUGFeRD- und X-Rechnungen.
  • Bei Kalkulationen können Positionen und Stücklisten aus vergangenen Projekten übernommen werden (automatisierte Kalkulation).
  • Alle Vorgänge werden automatisch beim entsprechenden Kunden und Projekt archiviert.

Mehr zur Handwerkersoftware

Die häufigsten Fehler bei der Kalkulation im Handwerk

Bei Ihrer Preiskalkulation unterlaufen vielen Handwerkern immer wieder die gleichen Fehler. Mit etwas Umsicht lassen sie sich jedoch von vornherein vermeiden.

Hinweis: Denken Sie stets an eine Neukalkulation, sobald sich die Rahmenbedingungen ändern.

Schlechte Planung

Sie haben den Kopf voll – und daher bei Ihrer Kalkulation einzelne Punkte vergessen? Das kann Sie auf Dauer finanziell stark belasten. Ein professionelles Rechnungsprogramm berechnet sämtliche Kostenpunkte vom Personal bis zu den Selbstkosten und garantiert so, dass Sie am Ende einen Gewinn verbuchen.

Zu optimistische Planung

Sie haben nicht mit den widrigen Wetterverhältnissen gerechnet? Oder damit, dass Sie einen weiteren Gesellen zur Einhaltung des vereinbarten Zeitplans abstellen müssen? Kalkulieren Sie lieber zurückhaltend – beenden Sie Ihre Tätigkeit doch schneller, umso besser!

Zu günstige Budgetierung

Sie möchten unbedingt den Auftrag erhalten? Setzen Sie Ihre Budgetierung dennoch nicht zu niedrig an. Nicht alle Kunden achten nur auf den Preis – viele wissen, dass gute Qualität kostet. Könnten Sie eigentlich höhere Preise verlangen, verlieren Sie wichtige Einnahmen.

Mitbewerber ignorieren

Viele Handwerker blicken nicht auf ihre Konkurrenz. Doch für eine effektive Preiskalkulation sollten Sie Ihre Strategie stets an den durchschnittlichen aktuellen Marktpreisen ausrichten.

Keine Kundenorientierung

Vor Ihrer Angebotserstellung haben Sie Ihren potenziellen Kunden normalerweise bereits kennengelernt. Beziehen Sie das Persönliche mit Hilfe von individuellen Angebotstexten in Ihr Angebot ein! Nicht alle Auftraggeber entscheiden stets rational oder wissen auf Anhieb, was sie wirklich wollen. Angebote individuell nützlicher Sonderleistungen können ebenfalls den Ausschlag für eine positive Entscheidung geben.

Hilfreiche Bücher

Detaillierte Informationen rund um Preiskalkulationen im Handwerk finden Sie auch zum Nachschlagen. Wir haben Ihnen eine Buchauswahl zusammengestellt.

Kalkulation, Preisbildung und Controlling in der Bauwirtschaft, 2013, Gerhard Girmscheid und Christoph Motzko. Kalkulationsmethoden und ihre Auswirkungen auf Kostenplanungen von Bauprojekten. Verständlich aufbereitete Basisinformationen.

Kalkulation kompakt: Einführung in die Grundlagen der Kalkulation, 2018, Friedhelm Maßong. Einzelne Arbeitsschritte von der Angebots- bis zur Nachkalkulation. Transparenter Praxisratgeber für jedes Handwerk.

Kalkulation in Kleinbetrieben, 2021, Klaus Bellenberg. Grundlagenkenntnisse in praxisnahen Fallbeispielen mit Fokus auf Start-ups und Kleinunternehmen.

SIRADOS Kalkulationshandbücher: Nachschlagewerk für Angebotskalkulationen. Kurztexte, aktuelle Baupreise, Zeitangaben. Für Zimmerer-Dachdecker-Klempner, Maler-Putz-Trockenbau oder Tiefbau-Landschaftsbau.

Seminare für Handwerker

Auch für spezifische Seminare zur Kostenkalkulation im Handwerk gibt es Anbieter.

  • Handwerkskammern, Beispiele: Cottbus: Intensivseminar Kalkulation im Handwerksbetrieb, Magdeburg: Basisseminar Kalkulation von Baustellen
  • Deutsche Handwerker Akademie: regelmäßige Präsenz- oder Online-Kurse
  • TÜV Nord: Kostenrechnungen und Kostenanalysen
  • Wilhelm Layer GmbH: Seminar Kalkulation im Gerüstbau
  • Andrea Eigel: Workshops und Seminare für das Handwerk
  • seminarmarkt.de/Seminare/Handwerk,s3301: Seminare für Handwerker, auch zur Preisberechnung

Tipp: Nutzen Sie das Schulungs- und Betreuungsangebot Ihres Softwareanbieters. So machen Sie sich mit den verschiedenen Funktionen Ihres Kalkulationsprogrammes vertraut und arbeiten noch effizienter bei der Erstellung von Angeboten und Kalkulationen.

Die wichtigsten Fragen zusammengefasst

Zur Berechnung eines tragfähigen Stundensatzes zählen neben Personal- und Materialkosten auch Zuschläge für Risiken, Boni oder Gewinne.

Die klassische Kalkulation sieht einen Gewinnaufschlag von zehn bis 30 Prozent im Handwerk vor. Doch Vorsicht: Überproportional hohe Preise gelten als Wucher nach § 138 Bürgerliches Gesetzbuch.

Die Stundensatzkalkulation ist gewerkeübergreifend die gängige Methode zur Preisberechnung im Handwerk. Sie basiert auf Ihren Ausgaben sowie Ihrer Produktivität.

In den Stundenverrechnungssatz fließen alle durch den Stundensatz gedeckten Kosten und finanziellen Aufwendungen sowie alle fakturierungsfähigen Arbeitsstunden ein. Er ergibt sich aus einer Gegenüberstellung der Posten Gesamtkosten und jährliche produktive Arbeitsstunden.

Fazit

Sie haben es bemerkt: Die Kostenkalkulation im Handwerk ist kompliziert, spielt jedoch einen entscheidenden Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg Ihres Unternehmens. Mit einer modernen und intuitiv nutzbaren Handwerkersoftware ersparen Sie sich viel Zeit und Nerven und können sich nach Beendigung Ihrer Aufträge auf Ihren verdienten und wichtigen Gewinn verlassen.

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